Wie führt man ein Familienunternehmen?
In unserer heutigen Folge treffen wir Dennis Beese. Dennis führt in zweiter Generation ein Hubschrauberunternehmen, Agrarflug Helilift, das sein Vater einst gegründet hat. Dennis erzählt uns was das besondere an der Führung eines Familienunternehmens ist und was er unter guter Führung versteht.
Wie führst du dein Familienunternehmen und was macht Führung in einem Familienunternehmen so anders?
Sein Unternehmen führt Dennis mit wahrer Leidenschaft, wie wir sowohl im Interview hören als auch in den Vor- und Nachgesprächen zu unserem Interview spüren konnten. In dem Interview erzählt er uns von seiner Arbeit und davon, wie er dieses Unternehmen führt.
Bereits mit acht Jahren verspürte Dennis den Wunsch, einmal in der Firma seines Vaters zu arbeiten. Bis dahin war es noch ein langer Weg, der, was die Schullaufbahn angeht, wohl ein wenig holprig bzw. nicht geradlinig war. Er erzählt uns sogar, dass einer seiner Lehrer ihn Jahre später auf einen Zeitungsartikel über seine Firma angesprochen hat und meinte, das hätte zu Schulzeiten keiner gedacht, dass aus Dennis mal was wird – da sehen wir mal wieder, dass Noten und der Eindruck in der Schule nicht alles sind und mit Mut und Leidenschaft doch etwas erreicht werden kann. 😉
Eine gute Entscheidung war, direkt nach dem Studium in das Familienunternehmen einzusteigen – auch wenn ihm dadurch Erfahrungen in anderen Unternehmen verloren gegangen sind. Denn Dennis’ Vater ist sehr früh und sehr plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben. Der damals 25-jährige Dennis war nun frühzeitig in die Leitung des gesamten Unternehmens eingestiegen. Noch am Grab seines Vaters sprachen ihm die Mitarbeitenden seines Vaters die gleiche Loyalität aus, wie sie seinem Vater gegenüber gehabt haben. Dennis wusste um eine starke Rückendeckung im Unternehmen.
„Ich habe damals schon versucht einige Sachen anders zu machen als mein Vater.“
Den Führungsstil seines Vaters wollte er so in der Form aber nicht fortführen. Dennis möchte seine Mitarbeitenden mehr in die Prozesse und Entscheidungen einbinden und weniger „top-down“ führen. Mit seiner Art zu führen und die Gestaltung des Betriebsklimas scheint Dennis nicht nur betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein, denn seine Fluktuation ist sehr gering, auch seine Führungsmannschaft ist noch die gleiche wie die, die schon unter seinem Vater gearbeitet hat.
Dennis teilt seine Verantwortung mit seinen Bereichsleitenden und mischt sich nicht in alle Themen seiner Mitarbeiterenden ein. Entscheidungen hinterfragt er nicht andauernd – auch weil er weiß und es schätzt, dass er Experten um sich herum hat und nicht in allen Themen Expertenwissen haben muss. Insgesamt versucht Dennis, die Motivation des Teams mit den betriebswirtschaftlichen Belangen sowie der langfristigen Strategie gut auszubalancieren – und das mit viel Intuition in der Situation.
„Man muss sich auf Führung und auf sein Gegenüber einlassen. Mit der Brechstange funktioniert heute nichts mehr.“
Über Führung reflektiert Dennis u.a. im Austausch mit seinen Freunden, bei denen viele ebenso Unternehmer sind. Er beobachtet andere gern, tauscht sich aus, um für sich zu prüfen, was er an Führungsverhalten hier lernen und übernehmen kann. Viel ist für ihn situationsbedingt. Es gibt also kein Patentrezept, welches auf jeden Menschen und jede Situation angewendet werden kann. Es gibt für ihn keine Schablone, welche universal anwendbar ist.
Was wir außerdem heraushören konnten, ist, dass nicht nur gegenseitiges Vertrauen, sondern auch Verständnis füreinander eine wichtige Komponente ist, um erfolgreiche und besonders auch zufriedene Zusammenarbeit zu gestalten. So versucht er persönliche Belange der Mitarbeitenden so weit möglich mit einzubeziehen – auch die Familien, die durch längere Abwesenheiten bei Auslandseinsätzen der Mitarbeitenden direkt mit betroffen sind vom Betriebsgeschehen. Gleichzeitig bezieht er sein Team möglichst oft in Entscheidungen ein, lässt auch sein Team mal entscheiden bzw. versucht durch gegenseitiges Erklären von Entscheidungswegen Verständnis zu erwirken – sei es, damit er Entscheidungen seiner Führungsmannschaft nachvollziehen kann oder umgekehrt.
Wir haben Dennis interviewt, weil wir den Blick in ein Familienunternehmen so spannend finden. Was unterscheidet ein Familienunternehmen eigentlich von anderen Unternehmen?
Dennis beschreibt es als ein Mehr an Emotionen, die mit der Führung seines Unternehmens einher gehen. Er beschreibt, wie ihn diese Emotionen manchmal dabei begleiten, wichtige Entscheidungen zu treffen, was ihn an der einen oder anderen Stelle auch vorsichtiger sein lässt – vielleicht weniger risikobereit aber dabei doch deutlich langfristiger. Zudem spürt er eine tiefe Verantwortung, sowohl für die Familien seiner Mitarbeitenden als auch für die Generation seiner Eltern, die ihm diesen Betrieb übergeben hat und für seine Kinder, denen er ein gesundes und wachsendes Unternehmen übergeben möchte. Wie wahrscheinlich in anderen Familienunternehmen auch, möchte er als die aktuell führende Generation nicht derjenige sein, der ein gesundes Unternehmen zu Fall bringt.
Wir haben Dennis erlebt als einen Unternehmer, der mit viel Leidenschaft und Hingabe sein Unternehmen führt. Das bedeutet für ihn, wie auch für viele andere Familienunternehmer und Selbstständige, man ist, wie es so schön heißt, „selbst und ständig“ – rund um die Uhr für sein Unternehmen wachsam. Gleichzeitig genießt er eine Freiheit in seiner Zeitgestaltung, die es ihm trotz der vielen Arbeit ermöglicht, auch seinen Hobbies nachzugehen und sein Leben zu genießen. Er ist sich selbst ein guter Chef – wie er beschreibt 🙂
Seine größten Learnings bisher? Man muss sich auf sein Gegenüber und die Situation einlassen und einstellen und immer im Blick haben, wen hat man vor sich und was braucht der- oder diejenige. Wie er so schön gesagt hat: „Mit der Brechstange funktioniert heute gar nichts mehr.“ Insgesamt hält er den gegenseitigen Perspektivwechsel als entscheidend für ein gutes Miteinander.
Wir bedanken uns sehr für das spannende Interview mit Dennis und den Perspektivwechsel, den er uns im Gespräch, aber auch beim anschließenden Helikopterflug beschert hat.
www.agragflug-helilift.com
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